spiegel projekt: Auf dem Fahrrad(2024)

photo © HfBK Dresden, Selin Acarbaş

Diese Arbeit beginnt mit einem Fahrrad – einem im deutschen Alltag sowohl vertrauten als auch unverzichtbaren Gegenstand. Ausgestattet mit mehreren Spiegeln wird es zu einem Gerät der Reflexion – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne –, während es durch die Straßen Dresdens fährt. Die Spiegel fangen dabei Fragmente der Stadt, Passanten und flüchtige Momente ein und offenbaren Ansichten, die normalerweise unbemerkt bleiben.

In Deutschland ist Radfahren nicht nur praktisch, sondern auch tief in der Kultur verwurzelt. Es verbindet Generationen – von Kindern bis zu Senioren fahren fast alle Fahrrad. Spezielle Radwege verbinden Stadtteile, Flussufer und Stadtzentren. Das Fahrrad ist ein Symbol für Effizienz und Ausdruck von Freizeit; es verkörpert eine Lebensweise.

Dresden bietet einen besonders spannungsgeladenen Rahmen für dieses Projekt. Die vom Krieg gezeichnete Innenstadt wird noch immer wieder aufgebaut und saniert. Die gepflasterten Straßen sind für Außenstehende mit dem Fahrrad nur schwer zu befahren, doch die Einheimischen fahren mit Leichtigkeit darüber, als würden sie einen stillen Dialog mit der vielschichtigen Geschichte der Stadt führen.

Es ist diese Spannung zwischen Vertrautheit und Fremdheit, Leichtigkeit und Schwierigkeit, Vergangenheit und Gegenwart, die das Konzept des verspiegelten Fahrrads hervorbringt. Durch die gebrochenen und wechselnden Perspektiven regt das Werk Einwohner und Besucher dazu an, sich selbst und ihre Umgebung neu zu betrachten. Die Spiegel erinnern daran, dass Wahrnehmung immer unvollständig ist und das, was wir sehen, nur eine durch unsere Position in Zeit und Raum geprägte Version der Realität ist.

Dieses Projekt ist eine Hommage an die Alltagskultur des Radfahrens in Deutschland und reflektiert gleichzeitig das Sehen an sich: Wie wird die Stadt gesehen, erinnert und imaginiert?

An beiden Seiten des Fahrrads wurden mehrere Spiegel angebracht. Diese sind in unterschiedlichen Winkeln angebracht, sodass sie verschiedene Blickwinkel zueinander zeigen. Einige Menschen haben die Spiegel mit Interesse wahrgenommen, andere haben versucht, den Blick zu ignorieren, wieder andere haben versucht, einen Blick zu erhaschen.

Jedenfalls waren die verschiedenen Standpunkte vorhanden. Sie waren zu sehen und anzuerkennen.


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