photo © antonia pfitzner
Obwohl wir existieren, können wir uns selbst nicht direkt sehen. Um uns selbst zu erkennen, sind wir auf ein Medium angewiesen, beispielsweise einen Spiegel, Wasser oder die Augen einer anderen Person. Es gibt keine Möglichkeit zu bestätigen, ob das, was ich sehe, dasselbe ist, was eine andere Person sieht. Selbst wenn zwei Menschen denselben Raum und denselben Moment teilen, können ihre Wahrnehmungen unterschiedlich sein.
Diese Unsicherheit des Sehens bildet die Grundlage meiner Arbeit. Mithilfe von Spiegeln möchte ich offenbaren und reflektieren, das Sichtbarmachen, was sonst verborgen bliebe, und die Aufmerksamkeit auf die unbemerkten Dimensionen des Alltags lenken.
Im Rahmen des Straßenbahnprojekts saßen elf Darsteller, begleitet von einem Fotografen und einem Videografen, unter den Fahrgästen der Dresdner Straßenbahnlinie 7 und trugen jeweils einen Spiegel. Durch die Fenster der Straßenbahn und die Spiegel boten die Darsteller neue Perspektiven auf die Fahrt und die Umgebung. Ausgehend von derselben Haltestelle stiegen die Darsteller nach und nach aus, bis nur noch eine Person übrig blieb.
Dadurch verwandelte sich die Straßenbahn in ein fahrendes Theater, eine unerkannte Bühne, auf der sich das tägliche Leben abspielt. Die Fahrgäste wurden für einen Moment Teil eines Theaterstücks, ihre Spiegelbilder vermischten sich mit dem Stadtbild draußen. Doch diese Szenen waren flüchtig: Wenn sie nicht wahrgenommen wurden, verschwanden sie in der Zeit.
Mit dieser Arbeit möchte ich zeigen, dass jeder gemeinsam genutzte Raum auch ein Theater des Nicht-Ortes ist. Es ist eine Bühne, die wir selten wahrnehmen, die aber dennoch existiert. Verändern wir unsere Perspektive auch nur geringfügig, entdecken wir Fragmente von uns selbst und unserer Umgebung, die sonst verborgen blieben.